Montag, 24. November 2003

Delogierung

bei dem Termin war ich nicht dabei, sondern die Kollegin. Es war wohl ihre erste und letzte Delogierung, es dauerte von 8:30 bis 12:00. Der Mieter, ein Pakistani, hat die Tür nicht geöffnet, also wurde der Schlosser aktiv. In der Wohnung war die behinderte Frau (Rollstuhl), ein Kleinkind, ein Baby und der Mann. Die 3 anderen Kinder waren in der Schule. Die Frau hat kein Wort Deutsch gesprochen, also gar nicht verstanden, was los war. Nachdem klar war, dass sie freiwillig die Wohnung nicht verlassen werden, wurde erst die Fürsorge geholt (die haben dann auch die Schulkinder von der Schule abgeholt) und dann die Polizei.
Ich war heute dort, weil Schlüsselübergabe war. Die Wohnung ist stark verdreckt und es ist unvorstellbar, wie dort 7 Leute wohnen konnten. Jedenfalls ist es einfach traurig zu sehen, wie das Essen noch am Herd steht, die Wäsche in der Waschmaschine liegt, so als würde die Familie jeden Moment heim kommen.
Die Eltern wohnen jetzt in einem Obdachlosenheim, die Kinder sind in der Obhut der Fürsorge und das Baby ist bei Pflegeeltern.
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knutschflower - 24. Nov, 15:33

So was geht

schon an die Substanz. Das kann ich mir vorstellen. Und irgendwie kann man seine Gedanken nicht davon losbringen, was?
Wieso habt ihr mit so was zu tun?

tilak - 24. Nov, 15:47

wir vertreten als Verwalter

die Rechte der Eigentümer. In diesem Fall hat der Mieter seit 4 Jahren unregelmäßig und in letzter Zeit gar keine Miete bezahlt. Daraus wird dann irgendwann eine Mietzins- und Räumungsklage. Ich habe meinen 1. Delogierungstermin noch vor mir, denn die Kollegin geht nach diesem Erlebnis sicher nicht mehr freiwillig.
knutschflower - 24. Nov, 16:37

Na das ihr

dafür sorgt, das die Leut rechtzeitig od. überhaupt zahlen, war mir schon klar. Aber ich wusste nicht, dass ihr die Räumungen auch selber durchführt. Dachte mir, dafür gibt's eigene Leut.
Stell ich mir nicht so lustig vor. Vor allem wenn man merkt, dass die Mieter eigentl. wirklich arm sind & es sich nicht leisten können und es nicht aus reiner Faulheit & Bosheit machen.
tilak - 24. Nov, 16:42

die Kollegin

war nur als Zeugin dort. Sonst geben wir das Rundherum schon immer ab. Aber in dem Fall konnte die Anwältin nur eine Zeugin stellen, also mußten wir auch hin.
Ich finde sowas immer schlimm, aber auf Dauer kann man halt nicht wohnen ohne zu zahlen. Aber dieser Fall war eine Ausnahme. Meistens läuft das ruhiger ab. Gemein finde ich, wenn Delogierungen mitten im strengsten Winter oder kurz vor Weihnachten durchgeführt werden.
RokkerMur - 24. Nov, 21:00

@tilak
Auch einige von Gerichtsvollziehern "packen" Delogierungen nicht.
Ich war auch schon bei mehreren Delogierungen (bin aber kein Gerichtsvollzieher) dabei (5), ganz schlimm war der "Fall" einer 75jährigen welche dank ihrem Sohn (der die Miete nicht bezahlt hatte) auf einmal die Wohnung verlor - in welcher sie geboren wurde.
Da das Haus aber der Gemeinde Wien gehört, war es möglich
das rückgängig zu machen.
Ich werde aber nie vergessen wie die alte Frau durch das Autofenster geschaut hat als sie von der Rettung weggebracht wurde.
tilak - 24. Nov, 22:02

@rokker

dann warst du wohl auch "nur" Zeuge. Das stelle ich mir schlimm vor, der Schock, den die Frau hatte. Gut, dass sie die Wohnung behalten konnte. Ich habe erst vor kurzem mitbekommen, dass auch die Gemeinde Wien Delogierungen macht.
Meine tante wurde mal delogiert, weil mein Großvater die Miete nicht bezahlt hat, auch ohne, dass sie davon wußte. Sie war voll von den Socken und durfte nur den Paß mitnehmen. Sie hat erst kürzlich wieder darüber gesprochen.
RokkerMur - 24. Nov, 22:50

Ich war dabei, da ich von einem Enkelkind alarmiert worden bin.
Das war im 4ten Bezirk, um 6:00 früh.
Ist schlimm sowas.
Selbstverständlich macht die Gemeinde Wien als größter Hausbesitzer Österreichs auch Delogierungen, aber nicht in der kalten Jahreszeit.
Durch ein Frühwarnsystem kann aber vielen geholfen werden, unlängst ist ja eine Frau bei einer Delogierung beinahe in den Tod gesprungen, War aber kein Gemeindefall auch wenn das egal ist.
Auch ein Hausbesitzer hat Rechte, wenn Mensch seine Raten fürs Auto nicht bezahlt hat Mensch halt einmal kein Auto mehr.
Leider werden "tragische Fälle" oft wie "na die sind selbst Schuld" abgehandelt, eine Kosten Nutzenrechnung:
läßt man eine Familie mit Kindern weiterwohnen oder gibt man die Eltern in ein Obdachlosenheim, die Kinder ins Heim - wird kaum gemacht.
Dazu kommt der soziale Abstieg, welchen besonders Kinder und Jugendliche verstärkt spüren und welcher für jüngere Menschen
die Zukunft ziemlich verdunkeln könne.
Ist ein endloses Thema - ich laß es aber drinnen auch wenn es wirr klingt *gg*
Was hast du gemeint mit "sie war voll von den Socken" ?
tilak - 24. Nov, 23:58

ist gar nicht wirr, trotz später Stunde

ja, ist ein endlos Thema. Weißt du, ich war heute so berührt, dass dort alles so war, wie, wenn die alle gleich nachhause kämen. Ich will mir gar nicht vorstellen, was sich letzte Woche dort abgespielt hat. Die Fürsorge hat heute kistenweise Sachen aus dem Kinderzimmer mitgenommen. Die Kleidung haben sie lieber dort gelassen, wegen dem Ungeziefer. Die Kinder wurden von der Schule abgeholt, damit sie zuhause nicht vor geschlossenen Türen stehen. Noch weiter sozial absteigen, als zu 7. auf 4 Matratzen in 1 Zimmer zu schlafen ? Ich weiß nicht, ich rede mir halt ein, dass es für die Kinder vielleicht auch eine Chance ist. Vielleicht wenigstens für das Baby ?
RokkerMur - 25. Nov, 00:29

Brauchst dir`s nicht einreden.
Für die Kinder íst es sicher besser als ein Matratzenlager.
Kinder aus "solchen Familien" (ich meine das nicht abwertend) brauchen viel mehr Energie, um in der Zukunft etwas zu erreichen.
Ist wirklich ein Glücksfaktor wo man hineingeboren wird.
Dabei hatten die Kinder schon Glück, nicht in Afrika auf die Welt gekommen zu sein.
Oder wir.
Irgendwie auch wirr, Glücksfaktor Geburt.
"Arm in einem reichen Land" oder "Arm in einem armen Land",
zumindest kann bei uns Keine/r verhungern.
Weder du noch deine Kollegin habt euch etwas vorzuwerfen.
tilak - 25. Nov, 08:21

danke rokker

Ich habe mir schon oft gedacht, wie froh ich bin hier geboren zu sein. In halbwegs "normalen" Familienverhältnissen.
Ich weiß, wir machen nur unseren Job.
Es war jedenfalls eine gelungene Unterhaltung ! Schön, dass du da warst !
RokkerMur - 25. Nov, 10:18

Freut mich, ich habe aber selbst daraus gelernt:
http://warteschlange.twoday.net/stories/104498/
aisha2810 - 16. Jan, 20:35

Delogierungen

muß unbedingt hier auch mein Statement abgeben. Irgendwer schreibt auf dieser Seite das die Gemeinde Wien nicht so schlimm ist mit Delogierungen im Winter. Gar nicht wahr, gerade die saubere GEMEINDE WIEN...mir sind diese Woche 2 Dinge passiert:
Ich wurde vom Bezirksgericht angeschrieben,das die Gemeinde Wien eine Räumungsklage gegen mich begehrt. Da ich mit 2 Mieten im Rückstand sei. Da ich leider (das wird mir eine Lehre sein)immer nachläßig mit der Mietezahlung bin, meine damit, Mitte der Woche meine Miete zahle statt Anfang des Monats.Und ich die andere ja eingezahlt hatte und sich das mit dem schreiben überkreuzt hatte.Bin zu Wiener Wohnen gegangen, dort wird man behandelt wie der letzte Dr....!!!!! Sobald man sieht das da was verspätet eingezahlt wurde. Kein Entgegenkommen, nichts."Wos wollns, Mietezahlung net einzohln, is wie Spülschulden und Spülschuldn san Ehrenschulden, wissens des net!!!" Wurde ich dort angekotzt.Auf die Frage ob ich den zuständigen Referenten sprechen könnte, wurde mir gesagt: "Ohne Termin geht gor nix." Als mir schon die Tränen in den Augen standen, sagte man mir ich könns ja versuchen und viel Glück beim Vorhaben. Mit viel herumtrara schaffte ich es, mit dem Erfolg(hatte vorher dort sofort meine verspätete Miete eingezahlt): Na de Gerichtskosten kennans ah glei zahln, aber aufs Gericht miassns trotzdem gehn.Soviel zur Menschlichkeit. Es ist mir klar das ich nicht richtig handelte, da ich immer sozusagen mit einer Miete im Rückstand war.Aber trotzdem ein bißchen Entegenkommen seitens der Stadt Wien ....übrigens hatte ich bezüglich der letzten Miete nicht einmal eine Mahnung erhalten. So nun zu Fall 2:
Wie es der Teufel will, ist mein Sohn gestern(und das im ärgsten Winter) delogiert worden. Er war ganz aus dem Häuschen, da er sagte auch keine Mahnung erhalten hatte, laut ihm. Bei meinem Sohn ist das etwas anders, er hatte schon öfters nicht gezahlt, da er oft kein Geld hat.Nun seit gestern ist auf der Strasse und weiß nicht wohin, ein 22jähriger Junge. ch kann ihn nicht mal bei mir aufnehmen, da mein Mann dagegen ist!!! Danke liebe Stadt Wien, ich könnte heulen, ich bin machtlos.......

zeitgenossen - 16. Jan, 20:45

Hä?

Du musst Dich mit der Bezahlung der Miete rumschlagen, aber Dein Mann bestimmt, wer bei Euch wohnt? Du lässt Deinen Sohn auf der Strasse, weil der Mann dagegen ist? Ich könnte heulen, Du machst Dich machtlos....
tilak - 16. Jan, 21:03

@aisha

es kommt sicher darauf an, an welchen Referenten man gerät. Bei uns (Privatwirtschaft) kann bis zum Tag der Verhandlung nachbezahlt werden. Ausserdem habe ich noch nie gehört, dass eine Delogierung durchgeführt wurde, wenn nicht mindestens 2 Mahnungen ergangen sind. Die müssen dem Anwalt, der die Räumungsklage einbringt vorgelegt werden. Unser Anwalt versucht dann auch noch einen Kontakt herzustellen, bevor der Termin wirklich ausgemacht wird.
Es tut mir leid, dass du so viel Ärger hattest, aber laut Mietrecht, ist die Miete wirklich am 1. des Monats fällig. Wir raten unseren Mietern einen Abbuchungs- oder Einziehungsauftrag zu machen, dann kann man nicht vergessen.
Ist dein Mann auch der Vater deines Sohnes ? Eigentlich egal, wenn er so arg ist, wie sich das hier anhört, solltest du dir vielleicht was überlegen ?

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