Vor bald 6 Wochen habe ich den 1. Schrei meiner Tochter gehört. Ich denke noch oft daran, wenn sie quengelig ist und erste Laute von sich gibt, die unweigerlich in Geschrei enden, das so klingt, wie eben dieser 1. laute Brüller.
Es war schon ein komisches Gefühl in diesem OP, allein der Arbeitsbereich, war erst ein Sessel, in dem ich gesessen bin und wurde erst nachher, als meine Beine schon taub wurden zum „Bett“ umfunktioniert. Der Arzt, der mich, persönlich mit dem Bett aus meinem Zimmer geholt hat, meinte fröhlich zu chriss, "Sie helfen mir jetzt das Bett schieben." Nachher gingen sich Beide umziehen und dann kam der Kindsvater in voller OP Montur, inkl. der Schuhe und Mundschutz und nur an den Augen (und am Bauch :)) war er zu erkennen. Dann wurde ich vorbereitet und da waren locker 5 Leute, die rund um mich hantierten, so schnell konnte ich nicht schauen, wurde die PDA gesetzt. Da war ein Helfer, der mich in Position brachte und meinen Katzenbuckel beobachtete und mit ruhiger, leiser Stimme in mein Ohr sprach. Der Typ war Gold wert, denn die Anästhesistin, die den Kreuzstich machte, war wenig hilfreich, mit ihren aussagen wie:
„Das wird nix, Patientin sitzt schief“, „Na, des geht ned“, „Des is ka Katzenbuckel“
Zugegeben vor diesem Stich hatte ich die meiste Angst, aber man spürt keinen Schmerz, es wird nur sehr warm und ich hatte das Gefühl, eine warme Flüssigkeit würde mein Kreuz runter laufen. Dann beginnt auch schon das Kribbeln in den Beinen und während ich noch nachdachte, ob das jetzt lang dauert, hat die Anästhesistin dem Arzt schon zugerufen, er soll den Test machen. Dann wurde ich gefragt, ob ich was spüre, was nicht der Fall war und los gings. Blöderweise war chriss nirgends zu sehen und so fragte ich nach ihm, plötzlich haben sich alle Anwesenden angeschaut und einer meinte:“ Ach, der, der steht noch draußen“
Und dann ruck zuck der 1. Schrei und dieses mit keinen Worten der Welt zu beschreibende Gefühl, ich weiß noch, dass ich dachte:
“
Jetzt ist es wahr, tatsächlich wahr, da brüllt meine Tochter.“ und „Gott sei Dank schreit sie!“
Die nächste halbe Stunde war eher unangenehm, das Geschiebe und Gedrücke der Eingeweide in meinem Bauch hat zwar nicht geschmerzt, aber den Druck habe ich wohl gespürt. Mir ist dann auch schwindlig geworden, aber dagegen gabs gleich ein Mittelchen, ich hatte ja in beiden Armen Nadeln stecken.
Der kurze Moment, wo die Hebamme das kleine Köpfchen an mein Gesicht gehalten hat, und ich mein Baby kurz gerochen habe, die vielen Haare noch ganz verschmiert, hat mich getröstet. Am Ende hat der Arzt den weiteren Verlauf des frischen Palmsonntags am Telefon besprochen und sich bei mir verabschiedet mit den Worten, „ Das hat zwar etwas länger gedauert wegen der Fettschicht, aber es ist schön geworden“
Um 8:39 Uhr hat die kleine Maus den ersten Brüller losgelassen und knapp nach 9:00 Uhr war ich schon wieder unterwegs ins Zimmer. Bis nach dem Mittagessen war die Kleine im Kinderzimmer, dann wurde sie zu mir gebracht und ist da auch geblieben. Aufstehen war erst für den nächsten Tag geplant, aber wie hätte ich mich sonst um mein Baby kümmern sollen? Also hab ich die Schwester am gleichen Abend bekniet, dass ich aufstehen möchte und als sie gesehen hat, dass ich beinah aufrecht gehe, wurde ich auch den Katheder los. Die Schmerzen waren anfangs heftig, 5 Tage später bei der Heimfahrt habe ich jeden Kanaldeckel im Unterleib gespürt, aber nach 2 Wochen war das auch vorbei und heute juckts nur noch manchmal, wenn ich stark schwitze. Alles in Allem kann ich froh sein, dass alles so glatt gegangen ist, obwohl ich irgendwie das Gefühl nicht loswerde, versagt zu haben, weil ich keine Wehen hatte.
