Krankheit
Mein Bruder ist über 5 Jahre jünger als ich.
Er war ein süßes Baby und ein anstrengendes Kleinkind. Ich war seit ich lesen konnte ein Bücherwurm und er wollte beschäftigt werden. Aber Geschwister streiten nun mal und die Rolle der großen Schwester hatte auch seinen Reiz.
Er war 8 und ich fast 13, als er krank wurde.
Es war Fronleichnam und als Erstkommunionskind nam er an einer Prozession durch den Park teil. Ich hatte eine Verletzung am Knie und lag mit einem Spaltgips daheim. Es war heiß und ihm war schlecht. Er legte sich nieder und ging irgendwann mal aufs Klo. Dort wurde er ohnmächtig. Er war 3 Stunden bewußtlos und die Ärzte sagten, er hätte Epilepsie. Ich habe das erst viele Jahre später akzeptiert. Ich habe immer gehofft, dass es irgendwie wieder so schnell vergeht, wie es kam. Er wurde auf Epileptika eingestellt. Die halfen nicht, also andere Medikamente. Und wieder andere. Und da gab es was in Amerika usw.
Dann wurde er im Gehirn operiert, es wurde ein Tumor entfernt und der Chirurg meinte ganz stolz, jetzt sei er gesund.
Die Anfälle kamen wieder und begleiteten ihn die ganze Pupertät. Manchmal war er sehr traurig, dass er uns mit seiner Krankheit so belastet ! Er beendete seine Pflichtschulzeit und besuchte eine Handelsschule. Aber mit bis zu 30 Anfällen im Monat war nicht daran zu denken die Ausbildung zu beenden.
Dann kam die zweite Operation und da er schon volljährig war, musste er selbst entscheiden, ob er sich operieren lassen will, oder nicht. Er wurde 8 Stunden operiert und der Arzt enfernte in der linken Gehirnhälfte alles, was ging, ohne Schäden zu hinterlassen.
Heute hat er 4-5 Anfälle in Serie pro Monat und ist damit sehr zufrieden. Er hat die Chance bekommen eine Trafik in Wien zu übernehmen ( der Bank sei Dank !) und hat jetzt endlich eine Aufgabe, die ihn erfüllt. Das ginge zwar ohne die Hilfe meiner Eltern nicht, aber es ist ein Anfang !
Am schwersten ist das Alles sicher für meine Mutter. Aber auch für mich war es nicht leicht, seit meinem 13. Lebensjahr die Krankheit meines Bruders zu erleben. Wie oft dachte ich mir, warum ist er krank und ich gesund ? Ich habe keine Antwort gefunden, aber ich kann damit leben.
Jetzt wünsche ich ihm noch eine liebe Freundin und weiterhin viel Erfolg mit seinem Geschäft.
Er war ein süßes Baby und ein anstrengendes Kleinkind. Ich war seit ich lesen konnte ein Bücherwurm und er wollte beschäftigt werden. Aber Geschwister streiten nun mal und die Rolle der großen Schwester hatte auch seinen Reiz.
Er war 8 und ich fast 13, als er krank wurde.
Es war Fronleichnam und als Erstkommunionskind nam er an einer Prozession durch den Park teil. Ich hatte eine Verletzung am Knie und lag mit einem Spaltgips daheim. Es war heiß und ihm war schlecht. Er legte sich nieder und ging irgendwann mal aufs Klo. Dort wurde er ohnmächtig. Er war 3 Stunden bewußtlos und die Ärzte sagten, er hätte Epilepsie. Ich habe das erst viele Jahre später akzeptiert. Ich habe immer gehofft, dass es irgendwie wieder so schnell vergeht, wie es kam. Er wurde auf Epileptika eingestellt. Die halfen nicht, also andere Medikamente. Und wieder andere. Und da gab es was in Amerika usw.
Dann wurde er im Gehirn operiert, es wurde ein Tumor entfernt und der Chirurg meinte ganz stolz, jetzt sei er gesund.
Die Anfälle kamen wieder und begleiteten ihn die ganze Pupertät. Manchmal war er sehr traurig, dass er uns mit seiner Krankheit so belastet ! Er beendete seine Pflichtschulzeit und besuchte eine Handelsschule. Aber mit bis zu 30 Anfällen im Monat war nicht daran zu denken die Ausbildung zu beenden.
Dann kam die zweite Operation und da er schon volljährig war, musste er selbst entscheiden, ob er sich operieren lassen will, oder nicht. Er wurde 8 Stunden operiert und der Arzt enfernte in der linken Gehirnhälfte alles, was ging, ohne Schäden zu hinterlassen.
Heute hat er 4-5 Anfälle in Serie pro Monat und ist damit sehr zufrieden. Er hat die Chance bekommen eine Trafik in Wien zu übernehmen ( der Bank sei Dank !) und hat jetzt endlich eine Aufgabe, die ihn erfüllt. Das ginge zwar ohne die Hilfe meiner Eltern nicht, aber es ist ein Anfang !
Am schwersten ist das Alles sicher für meine Mutter. Aber auch für mich war es nicht leicht, seit meinem 13. Lebensjahr die Krankheit meines Bruders zu erleben. Wie oft dachte ich mir, warum ist er krank und ich gesund ? Ich habe keine Antwort gefunden, aber ich kann damit leben.
Jetzt wünsche ich ihm noch eine liebe Freundin und weiterhin viel Erfolg mit seinem Geschäft.
tilak - 9. Feb, 16:22
1207 mal gelesen
tilak - 10. Feb, 21:22
@dreamingcat
Erstmal hallo nach langer Zeit. Schön von dir zu lesen, auch, wenn es kein schöner Anlass ist.
Dein Kommentar hat mir gezeigt, dass es nicht sinnlos ist zu schreiben. Denn natürlich fragt man sich, wozu man das hier tut. Für dich hatte es einen Sinn, so konntest du auch was los werden. Und du siehst, dass du mit deinem Schicksal nicht alleine bist.
Ich kann gut verstehen, wie du dich fühlst, denn auch mein, über den Dingen stehender Vater hatte eine schlimme Zeit, die auch für mich die Hölle war. Näheres ist hier sicher mal zu lesen.
Es gibt keine Worte für deinen Schmerz, für deine Unsicherheit und dein Leid ( und das deiner ganzen Familie), ich kann dir nur sagen, dass ich mitfühlen kann, wie es dir zeitweise geht. Wenn Jemand in der Familie krank ist, bleibt man selbst oft auf der Strecke, mit seinen Bedürfnissen, Ängsten und Gefühlen. Und, wenn man weiß, wie schön und unbeschwert es vorher war, weil die Krankheit plötzlich aus dem Nichts kam, ist es umso schwerer. Lass dich nicht unterkriegen und schenke deinem Vater ( und dem Rest deiner Familie) eine schöne Zeit, wann immer du kannst !
Dein Kommentar hat mir gezeigt, dass es nicht sinnlos ist zu schreiben. Denn natürlich fragt man sich, wozu man das hier tut. Für dich hatte es einen Sinn, so konntest du auch was los werden. Und du siehst, dass du mit deinem Schicksal nicht alleine bist.
Ich kann gut verstehen, wie du dich fühlst, denn auch mein, über den Dingen stehender Vater hatte eine schlimme Zeit, die auch für mich die Hölle war. Näheres ist hier sicher mal zu lesen.
Es gibt keine Worte für deinen Schmerz, für deine Unsicherheit und dein Leid ( und das deiner ganzen Familie), ich kann dir nur sagen, dass ich mitfühlen kann, wie es dir zeitweise geht. Wenn Jemand in der Familie krank ist, bleibt man selbst oft auf der Strecke, mit seinen Bedürfnissen, Ängsten und Gefühlen. Und, wenn man weiß, wie schön und unbeschwert es vorher war, weil die Krankheit plötzlich aus dem Nichts kam, ist es umso schwerer. Lass dich nicht unterkriegen und schenke deinem Vater ( und dem Rest deiner Familie) eine schöne Zeit, wann immer du kannst !
meine liebe !